Unterhaltungsliteratur im Nationalsozialismus – Teil 4: Propaganda oder Subversion?

Attribution: Bundesarchiv, Bild 101I-00011 / Kropf / CC-BY-SA 3.0

Ist Unterhaltungsliteratur unpolitisch? Unterhaltungsliteratur ist Massenware – sowohl aufgrund ihrer Auflage als auch hinsichtlich der  Schnelligkeit ihrer Produktion. Eine allgemeingültige Aussage für „die“ Unterhaltungsliteratur der NS-Zeit kann also nicht gemacht werden, dafür ist sie zu vielfältig.

Tatsache ist, dass im Nationalsozialismus der Aufbau eines NS-konformen Literatursektors scheiterte. Die ideologischen Ansprüche des Regimes waren nicht in Einklang zu bringen mit dem Bedarf an leichter Lektüre, in die Ideologie zumindest nicht mit dem Holzhammer eingearbeitet war. Zu bedenken ist aber: Pauschale Urteile, dass die Nazi-Propaganda aus Kriegspropaganda und antijüdischen Kampagnen bestand, erfassen die Fragmentierung der NS-Ideologie auch nicht.

„Inhaltlich nicht völlig einwandfrei, aber eines Verbotsantrags nicht wert“

In den ersten Jahren des ‚Dritten Reichs’ gab es von Seiten des Regimes keine flächendeckende Präventivzensur . Zugunsten ihres Unterhaltungspotentials wurden auch abweichende Meinungen zur NS-Linie in der Massenliteratur geduldet. Dass ideologisch nicht völlig konforme Bücher nicht unbedingt sofort verboten wurden, war nichts ungewöhnliches.

Historische oder Science-Fiction Romane ermöglichten es den Unterhaltungsliteraten nach 1933, auf Nazi-Symbole zu verzichten, wenn auch insbesondere die ältere Forschung Überinterpretationen anstellt, wenn es um die Herausarbeitung von nationalsozialistischen Topoi ging. 

Es gab aber trotz aller Restriktionen der Literatur im Nationalsozialismus keine einheitliche Literaturpolitik, und in dem Zeitraum des „Dritten Reichs“ fanden keine wesentlichen Veränderungen in der Literatur statt. Eine Handvoll absolut linientreuer Bestseller-Autoren – die gab es. Und auch viel genretypische Literatur, wie beispielsweise den „Tatsachen“roman. Was die Menschen jedoch lasen, war seltenst nationalsozialistisch. 

Nach 1945 konnten sehr viele im Nationalsozialismus erfolgreiche Autoren an alte Erfolge anknüpfen. Texte wurden nur geringfügig angepasst – der Vergleich der Editionen lohnt sich. Der Unterschied liegt im Detail. Und kein Text hat mehr Bedeutung als derjenige, der ihn liest, ihm zugesteht. 

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