Ein Jahrzehnt in Städten und Bildern

Geschichtsbücher dürfen auch gerne mal Bilder haben, insbesondere wenn es in dem von ihnen behandelten Zeitraum so wie ungewöhnliches, kurioses, abwegiges und spannendes zu bewundern gibt, wie in den 1920er Jahren. Detlef Berghorn und Markus Hattstein zeigen in „The Roaring Twenties“ anhand von elf Hauptstädten – Berlin, Moskau, Tokio, Shanghai, Lissabon, Chicago, New York, London, Paris, Rom und Wien –  die 20er Jahre aus ganz verschiedenen Perspektiven.

Berlin: Das Labor der Moderne, sozialer Wohnungsbau. Kriegsinvalide, Kulturszene, kurzweiliges Vergnügen und Kabarett. Und hat man jemals zuvor eine mobile Motorraddunkelkammer gesehen? In der Tat haben die rasenden Reporter diese für besonders eilige Nachrichten damals genutzt.

Weiter geht es nach Chicago und zum Jazz hin zur Fließbandarbeit und zu Al Capone. Fotographien, Poster und leider recht knapp bemessene, aber unterhaltsam geschriebene Hintergrundinformationen folgen auch aus Lissabon und London, beispielweise zur goldenen Ära der Luxuszüge, zu den Machenschaften der „Bright Young People“. Moskau: Erst die Oktoberrevolutionäre verlegten die Hauptstadt von Russland und später der Sowjetunion von St. Petersburg an die Wolga. Die Revolution lebt sich in der Stadtplanung aus.

Die Mega-City New York, erste ihrer Art, inmitten von Prohibition, Broadway, Börsencrash und Gangstern. Ein seltener Blick nach Shanghai und die Nachtklub-Szene mit „Sing-Song Girls“ vor allem aus China und Russland. „Modan garu“ in Tokio – das asiatische Äquivalent zu den Flapper Girls. Sehr spannend und lesenswert – diese Aufmachung findet hoffentlich Nachahmer, gibt es doch noch so viel mehr zu sehen. 

The Roaring Twenties: Die wilde Welt der 20er.  Von Detlef Berghorn und Markus Hattstein.