Die Einsatzgruppen bei der Besatzung östlicher Gebiete zwischen 1941 und 1943

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Einsatzgruppen waren im 2. Weltkrieg kleine, hochmobile Einheiten zur raschen Bekämpfung von Gegnern seit dem Anschluss Österreichs. In ihren Berichten gaben sie einen Überblick über die einzelnen Tage ihres Einsatzes. Die täglichen Einsatzgruppenberichte sind inzwischen in einer dreibändigen Edition erschienen und eine wichtige Quelle geworden, spielten auch bei Kriegsverbrecherprozessen eine Rolle als Beweismittel. Da sie für einen eingeschränkten Empfängerkreis verfasst wurden, wurden die Informationen nicht durch einen propagandistischen Filter geleitet und gelten als verlässlich.

Die Einsatzgruppen verfügten über eine Blankovollmacht zur Tötung von „reichs- und deutschfeindlichen Elementen in Feindesland rückwärts der fechtenden Gruppe“, heißt es in den Richtlinien zum auswärtige Einsatz der Sicherheitsgruppen. Die Selbstermächtigung der Befehlshaber führte zu exzessiven Tötungsaktionen und initiierte so den Genozid.

Im Juni 1941 begann der systematische Massenmord an den europäischen Juden durch die Einsatzgruppen. Gewaltexzesse hatte es aber schon seit dem Überfall auf Polen im Jahr 1939 gegeben.

Der Osten galt für die Volksdeutschen als ressourcenreicher Lebensraum, der noch von „Untermenschen“ bewohnt sei. Hitler sah die Ukraine hauptsächlich als Kornspeicher:

Ich brauche die Ukraine, damit man uns nicht wieder wie im letzten Krieg aushungern kann.

So ist es naheliegend, dass die Einsatzgruppen sehr lange Ausführungen über die landwirtschaftlichen Vorbedingungen der Gegenden in ihre Berichte aufnehmen. Das Ziel des Regimes war die Germanisierung des Ostens. Russland wurde als „minderrassiges“ Kolonialland dargestellt, der Bolschewismus galt als unterlegener Gegenspieler, sogar die Überlegenheit der deutschen Propaganda gegenüber der sowjetischen ist Thema:

Ein Regimentskommandeut der Roten Armee erklärte (..) bei seiner Vernehmung, daß die Disziplin seines Regiments mit dem Augenblick verloren gegangen sei, als größere Mengen deutscher Flugzettel abgeworfen worden seien.

Auch war es den Einsatzgruppen überaus wichtig, sich vom NKWD abzugrenzen, was sich heute einigermaßen absurd liest. Die bolschewistischen Gräueltaten verquickte man munter mit Antisemitismus. Die Reaktion auf die Entdeckung eines Massengrabs liest sich beispielsweise wie folgt:

Bei der Ermordung sind die Russen und Juden äußerst grausam vorgegangen. Viehisches Verstümmelungen waren an der Tagesordnung.(…) Desweiteren hatten die Juden Kinder an die Wände genagelt und ermordet.

Der Konsens in den Berichten ist: Die deutsche Besatzung kommt den ureigensten Wünschen der Bevölkerung im Osten nach, räumt auf mit dem sowjetischen Terror. Die Einsatzgruppen ermächtigten sich selbst aufgrund der von ihnen wahrgenommenen Überlegenheit über die Ostgebiete zu zahllosen Taten, die an Brutalität und Grausamkeit nicht zu übertreffen sind.